Von Ronny Strätling auf Sonntag, 04. März 2018
Kategorie: Ideen und Anleitungen für den Garten

Ein Kübel für den Karstweißling!

Nicht jeder hat einen großen Garten zur Verfügung, um darin eine blütenreiche Wildwiese anzulegen. Aber selbst auf einem kleinen Balkon oder auf einer Terrasse kann man Schmetterlinge anlocken und beobachten! Dieses Beispiel zeigt, wie man mit wenig Aufwand eine ganz spezielle Art anlocken und über alle Entwicklungsstadien beobachten kann! 

Wir wollen mithilfe eines Blumenkübels, den wir mit Schleifenblumen bepflanzen, dem Karstweißling einen Mini-Lebensraum bieten. Der Karstweißling hat in Deutschland eine besondere Geschichte zu erzählen! Denn er wurde erst im Jahr 2008 zum ersten Mal überhaupt in Deutschland nachgewiesen. Es handelt sich um eine Art, die ursprünglich vor allem im Mittelmeerraum beheimatet war. Sie hat an einem Punkt ihrer Entwicklung die Gärten für sich entdeckt, denn dort wachsen häufig ihre Wirtspflanzen. Der Klimawandel half in der Folge, dass sich die Art nach Norden ausbreiten konnte. In weiten Teilen Süddeutschlands gehört die Art inzwischen zu einem festen Bestandteil der Falterfauna vor allem in unseren Gärten.

Äußerlich ähnelt die Art sehr dem Kleinen Kohlweißling. Mit etwas Übung können die beiden Arten aber unterschieden werden. Wie genau könnt ihr über folgenden Link herausfinden.

Bestimmungshilfe des Lepiforums: Pieris Mannii

​Haben wir nur mindestens einen Platz auf einem Balkon und kommt die Art in der Nähe vor, so können wir mit wenig Aufwand eine ganz hervorragende Schmetterlings-Beobachtungsstation einrichten. Der Balkon sollte möglichst viel Sonne erhalten - reine Nordlagen eigenen sich kaum. Auch sollte sich der Balkon nicht unbedingt in der 10. Etage befinden; obwohl - es käme auf den Versuch an. 

In der Verbreitungskarte auf der rechten Seite können Sie prüfen, ob die Art bei Ihnen bereits vorkommt. In Norddeutschland werden Sie vermutlich noch ein Weilchen warten müssen. 

Was Sie nun brauchen, ist ein Pflanzkübel, der am Balkongeländer befestigt oder frei stehen kann. Wichtig ist, dass er möglichst viel Sonne erhält. Wir bepflanzen ihn am Besten mit Iberis sempervirens, der Immergrünen Schleifenblume. Es funktionieren auch andere Schleifenblumenarten und Sie können diese gerne auch mischen. Eine vollständige Liste der geeigneten Wirtspflanzen finden Sie im hier. Sobald die Pflanzen schön angewachsen sind, brauchen wir nur noch regelmäßig zu gießen und schon können wir darauf hoffen, den Karstweißling zu beobachten und seine Eier und Raupen zu finden. Selbstverständlich verzichten wir darauf, Schädlingsbekämpfungsmittel oder extra Pflanzendünger zu verwenden. Die meisten Raupen mögen stark gedüngte Pflanzen überhaupt nicht und verlassen teilweise sogar die frisch gedüngten Pflanzen!

Alles was jetzt noch zu tun bleibt ist Warten und ein offenes Auge zu haben. Vielleicht können Sie bald einen weißen Falter beobachten, der sich für Ihre Schleifenblume interessiert. Es ist nun auch gar nicht mehr unwahrscheinlich, dass Sie schon bald das erste Ei des Karstweißlings entdecken! Ab da heißt es dann aufmerksam Beobachten und schauen, wie sich aus dem Ein eine Raupe befreit und beginnt, ihre Schleifenblume zu vernaschen. Aber keine Angst - sie wird kaum sichtbaren Schaden an der schönen Pflanze anrichten. 

Unten findet ihr die Präimaginalstadien, die ihr hoffentlich bald an euerer Kübelpflanze beobachten könnt! Selbstverständlich könnt ihr die Iberis auch in euren Garten pflanzen - bestens eignen sich hierfür auch Schottergärten!

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